Südtirol ab 1945 - suedtirolerverband

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Südtirol ab 1945

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                          Am 22.02.2014 hielt unser Schriftführer Günther Schörghofer einen interessanten Vortrag über die Entwicklung unserer Heimat Südtirol nach dem 2. Weltkrieg bis heute.
Diese Entwicklung wurde auch mit einem Dokumentarfilm grafisch dargestellt.

Den Zusehern gefiel nicht nur der Vortrag und gezeigte Film, sondern auch der im Anschluss vorgeführte Lichtbildervortrag über die Aktivitäten des Vereins im Jahr 2013, samt Südtirolausflug .

Vortrag

Der Film den ich Euch heute zeige beschäftigt sich mit dem Wiederaufbau Südtirols und Kampf um Autonomie ab1945 - heute

Auf deutschsprachiger Seite war der Andreas-Hofer-Bund aktiv, der sich grundsätzlich aus Dableibern zusammensetzte und in Friedl Volgger und Hans Egarter seine bedeutendsten Akteure fand.
Aus dem Kreis um den Andreas-Hofer-Bund ging 1945 die Südtiroler Volkspartei hervor. Auf italienischsprachiger Seite gab es in Bozen eine Sektion des Comitato di Liberazione Nazionale (CLN), die sich für einen Verbleib Südtirols bei Italien einsetzte und ab dem 3. Mai 1945 die Verwaltung des Landes übernahm. Es machte sich eine Kontinuität zur faschistischen Politik bemerkbar.
Tausende Flüchtlinge durchquerten Südtirol, unter anderen entkamen die Kriegsverbrecher Adolf Eichmann und Josef Mengele nach Südamerika. Die katholischen Kirche unterstützte leider dabei auch  die Beschaffung gefälschter Ausweise.
Nach dem Zweiten Weltkrieg hatten aber viele die Hoffnung, eine Wiedervereinigung mit Nordtirol zu erreichen.

Hiefür wurden 155.000 Unterschriften gesammelt und am 22. April 1946 Bundeskanzler Leopold Figl übergeben. Österreich hatte zu diesem Zeitpunkt jedoch nicht die volle staatliche Souveränität. Darum wurde bei den Friedensverhandlungen in Paris 1946 nur am Rande das sogenannte Gruber-De-Gasperi-Abkommen unterzeichnet.

Italien wurde bei diesen Verhandlungen das Gebiet Südtirols erneut zugesprochen. Allerdings erhielt die deutsch- und ladinischsprachige Bevölkerungsmehrheit von Italien autonome Grundrechte zugesichert. Österreich wurde als Schutzmacht der Südtiroler Bevölkerung in Italien bestimmt und anerkannt.

Es wurde im Jahr 1948 die autonomen Region Trentino-Tiroler Etschland, die auch die mehrheitlich italienischsprachig bevölkerte Provinz Trient umfasste errichtet. Jedoch wurde die Umsetzung wesentlicher Punkte des Pariser Vertrages von der italienischen Zentralregierung bewusst verzögert. Dies steigerte den  Unmut der Südtiroler über dieser erste Autonomielösung.

Besonders umstritten war die geförderte Zuwanderung von italienischen Arbeitsmigranten für die 1957 5.000 Wohnungen in Südtirol errichtet werden sollten. Silvius Magnago befürchtete eine starke Verminderung der deutsch- und ladinischsprachigen Bevölkerungsmehrheit.
Auf Schloss Sigmundskron versammelte sich 1957 rund 35.000 Südtiroler und forderten eine Loslösung der Provinz Bozen (Südtirol) von der Provinz Trient, womit sie erstmals internationales Interesse für die Südtirol-Frage weckten.

Nach Unterzeichnung des Staatsvertrags 1955 wurde die SVP von der Österreichischen Bundesregierung verstärkt unterstützt. Diese erreichte im Sinne der Südtiroler einen ersten Teilerfolg, als nach vielen erfolglosen Sondierungsgesprächen zwischen Vertretern Italiens und Österreichs auf Initiative des sozialdemokratischen Außenministers Bruno Kreisky die versäumte Umsetzung des Pariser Vertrags erstmals auf die Tagesordnung der UN-Vollversammlung als Thema gesetzt wurde. In der UN-Resolution 1497/XV vom 31. Oktober 1960 wurde festgestellt, dass die Umsetzung des Pariser Vertrags für Italien bindend sei.
Parallel zu den diplomatischen Verhandlungen zwischen der SVP und italienischen und österreichischen Regierungsvertretern war es ab 1956 zu einer Serie von Bombenattentaten gekommen, die bis 1961 vom BAS (Befreiungsausschuß Südtirols) um Sepp Kerschbaumer, durchgeführt wurden. Sie zielte auf die Zerstörung von Sacheigentum ab (Strommasten, italienische Wohnbauten). Die späteren Anschläge von neonazistischen Kreisen aus dem deutschsprachigen Ausland strebten keine Autonomielösung an, sondern sollten die Loslösung Südtirols von Italien vorbereiten.
Die Gewalt sogenannter "Südtirol-Aktivisten" richtete sich auch gegen Menschen. Der ursprüngliche BAS wurde 1961 ja fast vollständig inhaftiert. Insgesamt wurden in der Zeit vom 20. September 1956 bis zum 30. Oktober 1988 361 Anschläge gezählt. Dabei wurden 21 Tote registriert, weiters 57 Verletzte.

Zur Eskalation der Gewalt trugen ab 1961 auch die italienischen Behörden bei. Neben Folterungen von verhafteten BAS-Aktivisten durch die Carabinieri, operierten auch der italienische Militärgeheimdienstes SIFAR und die paramilitärische Geheimorganisation Gladio in Südtirol, um mit gewalttätigen Provokationen die politischen Spannungen zu verschärfen und dadurch die Verhandlungsposition der Südtiroler zu schwächen. Die Carabinieri wurden von diesen Vergehen vor Gericht - im Gegensatz zu den meisten BAS-Aktivisten - großteils freigesprochen.

Die diplomatischen Verhandlungen waren nach dem Erfolg Kreiskys vor der UNO 1960 und vor dem Hintergrund der Attentate des Jahres 1961 einer Lösung näher gekommen. In Italien nahm im selben Jahr die parlamentarische Neunzehnerkommission ihre Arbeit auf, um konkrete Lösungsvorschläge für die Umsetzung des Gruber-De-Gasperi-Abkommens zu erarbeiten. Die Kommission präsentierte im April 1964 ihre Ergebnisse. Im Dezember 1964 erzielten die beiden sozialdemokratischen Außenminister Giuseppe Saragat und Bruno Kreisky eine grundlegende Einigung, diese wurde aber von der SVP abgelehnt.

Erst nach mehrjährigen Nachverhandlungen, konnte eine Zustimmung erzielt werden.
Unter dem Schlagwort Südtirol-Paket wurden diese Maßnahmen 1969 von der Generalversammlung der SVP und vom österreichischen Nationalrat genehmigt, jedoch erst 1971 vom italienischen Parlament. Damit konnte das Zweite Autonomiestatut im Jahr 1972 als Verfassungsgesetz in Kraft treten. Im Verlauf der folgenden Jahrzehnte wurde es mittels einfacher Gesetzgebung schrittweise umgesetzt.

1992 teilte die italienische Regierung der österreichischen mit, das Südtirol-Paket sei verwirklicht. Von Wien dazu befragt, traten über 90 % der Delegierten der SVP dafür ein, dass Österreich den Streit als beendet erkläre; der Tiroler Landtag in Innsbruck beschloss dies ebenfalls. Österreich gab daraufhin 1992 gegenüber Italien und den Vereinten Nationen die so genannte „Streitbeilegungserklärung“ ab. Im Zeitraum von 1972 bis 1992 waren nach und nach alle Paketbestimmungen, wie im „Operationskalender“ vereinbart, in die Tat umgesetzt worden.

Durch den ethnischen Proporz kann seither eine gerechte Verteilung der Stellen in der öffentlichen Verwaltung, sowie eine der Sprachgruppenstärke angemessene Verteilung von Sozialwohnungen erfolgen. 1972 waren noch 90 Prozent der Beamten italienischer Muttersprache. Die Selbstverwaltung, wie sie im ursprünglichen Gruber-De-Gasperi-Abkommen vorgesehen war, ist durch das Zugeständnis wichtiger Kompetenzen, auch in der vom Landtag ausgeübten Gesetzgebung, verwirklicht worden. Von Belang sind auch die beträchtlichen finanziellen Mittel, die dem Land Südtirol zustehen und durchaus effizient eingesetzt werden.

Dank der Europäischen Union und der Einrichtung der Europaregion Tirol-Südtirol-Trentino verschwinden die politischen Grenzen zwischen den Gebieten des historischen Tirols immer mehr.
Grenzposten und Grenzkontrollen gibt es de facto schon seit Jahren nicht mehr. Darüber hinaus trägt der Euro als gemeinsame Währung zum wirtschaftlichen Zusammenwachsen der gesamten Region bei.

Das ursprünglich ebenfalls mit Südtirol vereinte Gebiet der ladinischsprachigen Bevölkerung von und um Cortina d’Ampezzo, das von den Faschisten an die Provinz Belluno angeschlossen wurde, hat am 28. Oktober 2007 dafür gestimmt, wieder an Südtirol angegliedert zu werden. Letztendlich wird das italienische Parlament über die Wiederherstellung der historischen Grenzen entscheiden.

Aufgrund der besonderen Schutzmaßnahmen für die deutsche und ladinische Bevölkerung gilt Südtirol mittlerweile als Modellregion für die Autonomie von ethnischen Minderheiten, so dass sich nach einer durchaus konfliktreichen Vergangenheit ein friedliches Nebeneinander aller Bevölkerungsgruppen herauskristallisieren konnte.
Ein echtes Miteinander gibt es trotzdem nicht. Die Trennung der Bevölkerungsgruppen wird vor allem durch das Schulsystem, aber auch durch die Konzentration der Italiener auf die größeren Ortschaften gefördert. Aus verschiedenen Gründen ist das Unbehagen, die sogenannte  „Disagio“, vieler Italiener vor der Südtiroler Autonomie nicht zurückgegangen.

Die Südtiroler Volkspartei musste bei den Parlamentswahlen 2008 empfindliche Stimmenverluste verbuchen und konnte nur noch 45,6 % der Stimmen auf sich vereinen. Bei den Landtagswahlen im Herbst verbesserte sie sich auf 48,1 % und konnte so knapp die absolute Mehrheit der Mandate verteidigen.

Ende Juli 2009 forderte der FPÖ-Politiker und Dritte Nationalratspräsident Martin Graf eine Volksabstimmung über eine Rückkehr Südtirols zu Österreich. Landeshauptmann Durnwalder bezeichnete den Vorstoß Grafs als „unrealistisch und unverantwortlich“. Der Vorstoß wurde vom Nordtiroler Landeshauptmann Günther Platter, vom Zweiten Nationalratspräsidenten Fritz Neugebauer und von Andreas Khol, Nationalratspräsident bis 2006, ebenfalls kritisiert.

Bei den Wahlen 2013 musste die Südtiroler Volkspartei nochmals herbe Stimmenverluste hinnehmen sicher mitverursacht vom Altlandeshauptmann Luis Durnwalder. Die bisherige absolute Mehrheit ging verloren. Der neue Landeshauptmann Arno Kompatscher regiert nun mit Christian Tomasini als 1. Landeshauptmannstellvertreter, einem Italiener. Der 2.Stellvertreter ist Richard Theiner von der SVP.
Luis Durnwalder gab ihm bei seinem Abschied noch den Tip, seine Art Politik nicht nachzumachen.


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