Südtirols Geschichte
Vortrag über die Geschichte Südtirols
am Samstag den 23.Februar sahen wir einen wirklich interessanten Film zur geschichtlichen Entwicklung Südtirols von 1900 bis 1945.
Günther Schörghofer stellte in einem kurzen Vortrag Geschichte Südtirols ab 1882 dar. Als das Königreich Italien dem Zweibund (Deutschland und Österreich-Ungarn) beitrat dar. Das Bündnis zerbrach im Mai 1915, als Italien nach der Unterzeichnung des geheimen Londoner Vertrages den Vertrag kündigte. England und Frankreich sicherten Italien die Brennergrenze und andere Gebiete zu, und bewegten damit Italien zum Kriegseintritt an ihrer Seite.
Nach dem für Österreich-Ungarn verlorenen Ersten Weltkrieg wurden das vornehmlich deutschsprachige Südtirol ebenso wie das vornehmlich italienischsprachige Welschtirol im November 1918 von Italien besetzt und aufgrund des Vertrages von St. Germain am 10. Oktober 1920 offiziell annektiert.
König Viktor Emanuel III. hatte in seiner Thronrede am 1. Dezember 1919 versichert, der neuen Provinz eine „sorgfältige Wahrung der lokalen Institutionen und der Selbstverwaltung” zuzugestehen. Am 15. Mai 1921 konnten die Südtiroler zum ersten Mal an den Wahlen zum römischen Parlament teilnehmen. Der Deutsche Verband, erreichte 90% der Stimmen im Lande und konnte vier Sitze in der Abgeordnetenkammer erlangen. Die Abgeordneten Eduard Reut-Nicolussi, Karl Tinzl, Friedrich Graf Toggenburg und Wilhelm von Walther machten sich für Südtirol stark.
1921 kamen Schlägertrupps der italienischen Schwarzhemden auch nach Südtirol, wo sie vornehmlich Überbleibsel und Symbole der ihr „verhassten Doppelmonarchie” (etwa Doppeladler) zerstörten. Höhepunkt dieser Szenen war der "Bozner Blutsonntag". ein Übergriff auf einen Trachtenumzug in Bozen Am 24. April 1921 wurde bei einem Trachtenumzug der Marlinger Lehrer Franz Innerhofer ermordet. Am 2. Oktober 1922 zogen 700 italienische Faschisten nach Bozen und besetzten das Rathaus. Die Polizeikräfte schritten nicht dagegen ein.
Obwohl die neue Republik Deutschösterreich das ganze deutschsprachige Tirol für sich beanspruchte, wurde im Friedensvertrag von St. Germain, die Angliederung Deutsch-Südtirols an Italien gegen den Willen der dort ansässigen Bevölkerung besiegelt.
Die italienische Annexion widersprach dem Prinzip der nationalen Selbstbestimmung, das Präsident Woodrow Wilson zuvor in seinen Vierzehn Punkten als alliiertes Kriegsziel verkündet hatte. Denn die heutige Autonome Provinz Bozen - Südtirol war laut Volkszählung von 1910 zu 89% von Deutschen bewohnt. Punkt 9 legte ausdrücklich fest, dass "eine Neuregelung der Grenzen Italien entlang klar erkennbarer nationaler Grenzen durchgeführt werden soll".
Die deutschsprachigen Gebiete südlich des Brenners wurden mit dem vormaligen Welschtirol (Trentino) zu einer mehrheitlich italienischsprachigen Verwaltungseinheit Governatorato della Venezia Tridentina, ab 1921 Provincia di Venezia Tridentina (weitgehend deckungsgleich mit der heutigen Region Trentino-Südtirol) vereint.
Obwohl die neue Republik Deutschösterreich das ganze deutschsprachige Tirol für sich beanspruchte, wurde im Friedensvertrag von St. Germain, die Angliederung Deutsch-Südtirols an Italien gegen den Willen der dort ansässigen Bevölkerung besiegelt.
Die italienische Annexion widersprach dem Prinzip der nationalen Selbstbestimmung, das Präsident Woodrow Wilson zuvor in seinen vierzehn Punkten als alliiertes Kriegsziel verkündet hatte. Denn die heutige Autonome Provinz Bozen - Südtirol war laut Volkszählung von 1910 zu 89% von Deutschen bewohnt. Punkt 9 legte ausdrücklich fest, dass "eine Neuregelung der Grenzen Italien entlang klar erkennbarer nationaler Grenzen durchgeführt werden soll".
Die deutschsprachigen Gebiete südlich des Brenners wurden mit dem vormaligen Welschtirol (Trentino) zu einer mehrheitlich italienischsprachigen Verwaltungseinheit Governatorato della Venezia Tridentina, ab 1921 Provincia di Venezia Tridentina (weitgehend deckungsgleich mit der heutigen Region Trentino-Südtirol) vereint.
Mit der Machtergreifung des Duce Benito Mussolini begann für die Südtiroler die Italianisierungsphase. Besonders hart traf die Unterdrückung die ladinische Bevölkerung. Da die italienische Nationalbewegung diese Sprache als einen italienischen Dialekt sah. Das Siedlungsgebiet der Ladiner wurde auf die drei Provinzen Bozen, Trient und Belluno aufgeteilt. Die ladinischen Gemeinden Cortina d'Ampezzo, Livinallongo del Col di Lana und Colle Santa Lucia wurden von Südtirol getrennt und an die Provinz Belluno angegliedert.
Die folgenden Jahre trugen die Handschrift von Ettore Tolomei, dem Nationalisten aus dem Trentino, der sich die Italianisierung Südtirols zur Lebensaufgabe gemacht hatte. Am 15. Juli 1923 präsentierte er im Stadttheater Bozen sein Programm zur Assimilierung Südtirols. Ab 1923 wurden sämtliche Orts- und Flurnamen italianisiert und die Verwendung des Namens Tirol verboten. Bereits 1916 hatte Tolemei den Prontuario herausgegeben, eine Liste, in der die Ortsnamen ins italienische übertragen wurden, teilweise schlichte Übersetzungen der gebräuchlichen deutschen Namen. Auch die deutschen Familiennamen der Bevölkerung waren darin bereits übersetzt.
Zwischen 1923 und 1925 wurde Italienisch zur einzig zugelassenen Amts- und Gerichtssprache; sämtliche deutschsprachigen Zeitungen wurden verboten. Im Zuge der faschistischen Schulreform von 1923 wurde in den folgenden Schuljahren an allen Schulen die deutsche Sprache verboten. Kirchliche Schulen mussten sich ebenfalls fügen oder schließen. Im Schuljahr 1925/26 nahmen deutsche Geheimschulen (Katakombenschulen) ihre Tätigkeit auf.
Zudem stand Südtirol ab 1924 unter Militärprotektorat; Gebäude durften nur nach Zustimmung des Militärs errichtet werden.
1928 begann die zweite Phase der Italianisierungspolitik. Da die bisherigen Bemühungen zum Aussterben der deutschen Sprache in Südtirol nicht von großem Erfolg gekrönt waren, wurde in Bozen ein großes Industriegebiet zur Ansiedlung von Italienern angelegt. Firmen erhielten großzügige Subventionen und Steuerbegünstigungen, wenn sie Niederlassungen in Bozen errichteten. So wurde innerhalb weniger Jahre die Einwohnerzahl Bozens durch italienische Zuwanderer vervielfacht: die Bevölkerung wuchs von 30.000 Einwohnern zur Jahrhundertwende auf zwischenzeitlich bis zu 120.000 Personen.In dieser Zeit wurde auch der Südtiroler Alpenwall errichtet.
Zweiter Weltkrieg (1939-1945)
Der Anschluss Österreichs an das von Adolf Hitler geführte Deutsche Reich 1938 wurde von vielen Südtirolern mit Begeisterung aufgenommen – in der Hoffnung, das Land werde bald selbst heim ins Reich geholt. Hitler erklärte jedoch im selben Jahr die Brenner-Grenze als unantastbar. In den Kreisen des nationalsozialistischen Völkischen Kampfrings Südtirols (VKS), der in den 30er Jahren mit seiner NS-Propaganda enorme Breitenwirkung in der Bevölkerung erreicht hatte, wurde dieser Entschluss mit der Begründung gerechtfertigt, für den großdeutschen Gedanken müsse man zuletzt eben auch den Verlust der Heimat in Kauf nehmen.
Hermann Knapp berichtete als Zeitzeuge über die Geschicke der Südtiroler im Tennengau. Wobei er uns auch in selbsterlebtes und Schicksale der eigenen Familiengeschichte einführen konnte.
1939 erfolgte das sogenannte „Hitler-Mussolini-Abkommen“, das die deutschsprachigen Südtiroler vor die Wahl stellte, entweder für Deutschland zu optieren und dorthin auszuwandern oder – einer unsicheren Zukunft im faschistischen Staat entgegensehend – in Südtirol zu verbleiben und die italienische Staatsbürgerschaft zu behalten. Insbesondere der VKS setzte sich aus ideologischen Motiven für die Option ein, unterstützt auch von sorgsam von deutscher Seite gestreuten Gerüchten, Italien plane eine Deportierung der deutschsprachigen Südtiroler nach Sizilien oder gar Abessinien. In der Folge votierten 86 % der etwa 200.000 befragten Südtiroler für die Option.
Nach Bekanntwerden der Ergebnisse forcierte der VKS einen Propagandakrieg der Optanten gegen die Dableiber, der gelegentlich auch zu Terror ausartete und sich über mehrere Jahre fortsetzte. Dieser inner-südtirolische Konflikte spiegelte sich auch in der Kirche: Während der Bischof von Brixen Johannes Geisler die Aussiedlung unterstützte, entschied sich eine deutliche Mehrheit des Klerus für einen Verbleib in Südtirol.
Ab Mitte November 1939 erfolgten erste größere Auswanderungswellen ins Reich, bis Jahresende wurden etwa 11.500 Umsiedler verzeichnet, die bei ihrem Vorhaben durch die Arbeitsgemeinschaft der Optanten für Deutschland und die Amtliche deutsche Ein- und Rückwanderungsstelle unterstützt wurden. Von den etwa 75.000 Optanten, die bis 1943 tatsächlich ins Reich übersiedelten, wanderten rund 50 % 1940 aus. Danach ging die Zahl der Umsiedlungen stetig zurück: Die Zuweisung eines geschlossenen Siedlungsgebiets, das versprochen worden war blieb aus, die Unterbringung und Arbeitsmöglichkeiten der ersten Auswanderer entsprachen nicht den Erwartungshaltungen und die Schätzung und Ablösung der Vermögenswerte, die den Optanten ersetzt werden sollten, verzögerte sich.
Nach dem Sturz Mussolinis im Jahr 1943 und damit der Auflösung des Verbündetenstatus Italiens mit dem Deutschen Reich, dem folgenden Einmarsch der Wehrmacht und der Errichtung der Operationszone Alpenvorland unter Leitung des Obersten Kommissars Franz Hofer, des Gauleiters von Tirol-Vorarlberg, wurden die Auswanderung der Optanten und die Zuwanderung von Italienern beendet. Ein Großteil der Bevölkerung in Südtirol begrüßte den Einzug der deutschen Truppen als Befreiung.
Am 6. November 1943 wurde, obwohl das Gebiet kein Teil des Deutschen Reichs war, die allgemeine Wehrpflicht eingeführt, deren Nichtbefolgung mit der Todesstrafe geahndet wurde. Sowohl Optanten als auch Dableiber (also italienische Staatsbürger) wurden in deutsche Verbände, auch Einheiten der SS, eingegliedert. Das Attentat auf 33 Soldaten des SS-Polizeiregiments Bozen in der Via Rasella in Rom war Anlass für das Massaker an über 300 italienischen Zivilisten in den Ardeatinischen Höhlen im März 1944. Innerhalb Südtirols wurde der „Südtiroler Ordnungsdienst“ (SOD), eine von den NS-Machthabern unterstützte polizeiähnliche Hilfstruppe, aktiv.
Die NS-Herrschaft in Südtirol besiegelte auch das Schicksal der jüdischen Gemeinde Merans. Die Dezimierung ihrer Gemeinde überlebten lediglich acht Personen. Im Juli 1944 ein Konzentrationslager in Bozen errichtet, durch das bis 1945 etwa 11.000 Menschen nach Auschwitz, Dachau und Mauthausen geschleust wurden.
Widerstand gegen den Nationalsozialismus kam in Südtirol im Vergleich zum übrigen Italien in geringerem Ausmaß vor, da er – anders als weiter südlich – zumindest auf deutschsprachiger Seite nicht als nationaler Befreiungskampf begründet sein konnte. Zudem war der Widerstand entlang der Sprachgruppengrenzen fragmentiert. Auf deutschsprachiger Seite war der Andreas-Hofer-Bund aktiv, der sich grundsätzlich aus Dableibern zusammensetzte und in Friedl Volgger und Hans Egarter seine bedeutendsten Akteure fand. Unter anderem aus dem Kreis um den Andreas-Hofer-Bund ging 1945 die Südtiroler Volkspartei hervor. Auf italienischsprachiger Seite gab es in Bozen eine Sektion des Comitato di Liberazione Nazionale (CLN), der sich – anders als der Andreas-Hofer-Bund – für einen Verbleib Südtirols bei Italien einsetzte und ab dem 3. Mai 1945 auch die Verwaltung des Landes übernahm. In einigen Maßnahmen des CLN, etwa der Adjustierung administrativer Grenzen oder der Wiedereinsetzung faschistischer Funktionäre und Bürokraten, machte sich umgehend eine Kontinuität zur faschistischen Politik bemerkbar.
Nach dem Zweiten Weltkrieg durchquerten tausende Flüchtlinge Südtirol. Darunter prominente Personen des NS-Regimes und Kriegsverbrecher. Über Südtirol entkamen unter anderen auch Adolf Eichmann und Josef Mengele nach Südamerika. Südtirol war in den Nachkriegsjahren ein geeignetes Versteck für Kriegsverbrecher und Nationalsozialisten, da es zum einen nach dem Abzug der Alliierten im Dezember 1945 als erstes deutschsprachiges Territorium nicht mehr unter alliierter Kontrolle stand und zum anderen in einer zu großen Teilen durch die Option staatenlos gewordenen Bevölkerung das Untertauchen leichter fiel. Der staatsrechtliche Schwebezustand führte auch dazu, dass – in vielen Fällen entscheidend unterstützt von der Katholischen Kirche – die einfache Beschaffung gefälschter Ausweise möglich war.